Während die KI-Lösungen für juristische Berufe immer zahlreicher werden, trifft die Anwaltskammer Bordeaux eine strategische Entscheidung: Sie verbindet technologische Innovation mit regionaler Verankerung. Nach der Ankündigung einer Partnerschaft mit der Pariser Legaltech Doctrine am 10. Juli wurde eine zweite Vereinbarung mit Haiku getroffen, einem in Bordeaux ansässigen Start-up, das 2023 gegründet wurde und den Alltag von Anwälten durch eine kontextualisierte juristische KI vereinfachen möchte.
Gegründet 2023 und unterstützt vom Village by CA Aquitaine, entwickelt Haiku mit einem Team von 18 Personen einen intelligenten juristischen Assistenten, der in der Lage ist, alle internen Dokumente einer Kanzlei zu indexieren und zu nutzen. Das Ziel? Eine natürliche Sprachschnittstelle bereitzustellen, die es Anwälten ermöglicht, das in ihren Akten gesammelte Wissen effizient wiederzufinden, zu synthetisieren und wiederzuverwenden.
Das Tool beschränkt sich nicht auf das interne Gedächtnis: Es aggregiert auch externe juristische Quellen, kreuzt die Daten und bietet redaktionelle Vorschläge oder kontextualisierte juristische Dokumente. All dies in einem abonnementbasierten SaaS-Format, das bereits von über 40 Kanzleien und 1.000 unabhängigen Anwälten genutzt wird.

Eine strukturierende Partnerschaft für das Bordeaux-Ökosystem

Die mit der Anwaltskammer Bordeaux unterzeichnete Partnerschaft markiert einen entscheidenden Schritt. Nicht nur wird sie ab dem 1. September den Anwälten in Bordeaux zu einem Vorzugspreis den Zugang zur Lösung erleichtern, sondern sie symbolisiert auch den Willen, die lokale Innovation zu unterstützen. Die Anwaltskammer übernimmt einen Teil der Kosten für die Lösung, um dieses Tool einer größeren Anzahl von Fachleuten zugänglich zu machen.
Haiku profitiert somit von einem groß angelegten Experimentierfeld innerhalb einer Anwaltskammer mit über 2.200 Anwälten. Eine umso strategischere Gelegenheit, da das Unternehmen eine zweite Finanzierungsrunde vorbereitet, um bis 2026 seine Internationalisierung einzuleiten, nachdem Ende 2024 eine erste erfolgreiche Runde von 1,3 Millionen Euro abgeschlossen wurde.

Eine erweiterte Vision der juristischen Praxis

Der Fall Haiku illustriert einen aufkommenden Trend: die generative KI, die auf den Beruf fokussiert ist und entwickelt wurde, um menschliches Denken zu unterstützen, anstatt es zu ersetzen. Weit entfernt von standardisierten Tools bietet sie einen maßgeschneiderten Ansatz, der an die Besonderheiten jeder Kanzlei angepasst ist.