Von Manuel Davy, Präsident der Cité de l’IA (Lille) 

Künstliche Intelligenz ist keine Option mehr. Sie ist dabei, die Weltwirtschaft, die Wertschöpfungsketten und Berufe neu zu gestalten. Bis 2030 könnte sie mehr als 15.700 Milliarden Dollar an Wert generieren (PwC). Aber diese Revolution wird nicht nur in Laboren oder in den Hauptsitzen der GAFAM gewonnen. Sie wird in den Regionen, im Herzen der Unternehmen, der Industriezweige und der Arbeitsmärkte ausgetragen. 

Das beobachten wir in den Hauts-de-France: Laut unserem ersten regionalen KI-Barometer* hat fast jedes zweite Unternehmen (48 %) bereits KI in seine Prozesse integriert, und 45% haben begonnen, ein KI-Projekt zu starten. Es sind nicht nur die großen Unternehmen: Die Dynamik betrifft auch Kleinstunternehmen, KMU, mittlere Unternehmen und öffentliche Akteure. 93 % der Befragten geben an, sich auf einem Weg der Aneignung von KI zu befinden: Die Bewegung ist gestartet, bleibt aber fragil.

Barometer Cité de l’IA x Sopra Steria 2025 – KI in Hauts-de-France

Ein Risiko technologischer Abkopplung

Weniger als ein Viertel der französischen KMU hat KI in das Herz ihres Geschäftsmodells integriert (Bpifrance, 2024). In der Zwischenzeit industrialisieren die USA und China KI im großen Stil in den Bereichen Gesundheit, Logistik, Finanzen, Landwirtschaft. Es geht nicht nur um Wettbewerbsfähigkeit. Es ist eine Frage der Souveränität.

Frankreich mangelt es weder an Talenten, noch an Forschern, noch an politischem Willen. Was fehlt, sind konkrete Orte zum Handeln. Plattformen, auf denen ausgebildet, getestet und transformiert wird. Ökosysteme, in denen KI zu einem Werkzeug im Feld wird, nicht zu einem abstrakten Konzept.

In Lille haben wir diese Wette gemacht. Und es funktioniert.

Die 2019 in Lille gegründete Cité de l’IA ist eine einzigartige Initiative in Frankreich. Sie vereint Großunternehmen (Adeo, Lesaffre, Roquette, Auchan Retail, Kiabi...), Forscher, KMU, Startups und Gemeinden mit einem einfachen Ziel: die Akzeptanz von KI in allen Unternehmen zu beschleunigen, einschließlich der weniger technikaffinen.

Es ist keine Vitrine. Es ist ein Beschleuniger. Ein Ort, wo ausgebildet, experimentiert und geteilt wird. Ein Katalysator für wirtschaftliche, soziale und ökologische Transformation.

Bis heute geben 75 % der Unternehmen in den Hauts-de-France an, interne Schulungen zu KI anzubieten, und 30 % haben Mitarbeiter in diesem Bereich eingestellt. Diese Dynamik spiegelt ein wachsendes Bewusstsein für die Bedeutung der Kompetenzentwicklung wider, jenseits der technologischen Experimente.

Die Hauts-de-France, zukünftiger europäischer KI-Hub?

Die Dynamik endet nicht hier. In Cambrai wird das Projekt E-Valley bald eines der größten Rechenzentren Europas beherbergen, getragen von der kanadischen Gruppe Brookfield. Mit zwei weiteren geplanten Standorten in der Region wird dieser Cluster letztendlich über 2 GW Kapazität darstellen: der größte KI-Infrastruktur-Hub in Europa.

Verfügbares Bauland, dekarbonisierte Elektrizität, dichte Industrie: Die Hauts-de-France haben alle Voraussetzungen, um das europäische Silicon Valley der KI zu werden. Voraussetzung ist, dass der Ehrgeiz geteilt, unterstützt und verstärkt wird.

Die Herausforderung: das gesamte ökonomische Gefüge einbinden

KI ist ein Hochgeschwindigkeitszug. Er wird nicht zwei Mal vorbeikommen. Wenn wir wollen, dass Frankreich im Rennen bleibt, müssen wir alle seine Unternehmen einbinden, überall in den Regionen. Das ist das Herz unserer Mission bei der Cité de l’IA. Die Hindernisse sind bekannt: Mangel an internen Kompetenzen (16 %), Widerstand gegen Veränderungen (12 %), Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Daten (10 %). Aber der Antrieb ist da: 36 % der regionalen Unternehmen planen, ihr KI-Budget bis 2025 um mehr als 10 % zu erhöhen. Darüber hinaus schätzen 73 % der befragten Unternehmen, dass sie durch die Annahme von KI erhebliche Produktivitätsgewinne erzielt haben – ein Beweis dafür, dass sich Investitionen auszahlen.

Der 1. Juli: ein starkes Signal mit der 1. Ausgabe des IA SUMMIT

In diesem Geist organisieren wir am 1. Juli in Lille unser erstes IA Summit: ein Tag, um mehr als 1.000 Entscheidungsträger, Forscher, Amtsträger und Unternehmer zusammenzubringen. Mit der Anwesenheit von Unternehmensleitern und Experten wie Gilles Babinet (Conseil national du numérique), Mick Levy (Orange Business), Emmanuel Vivier (HUB Institute), Morgane Dawant (ENGIE Solutions), Stanislas de Livonnière (Le Parisien), Jean-Loup Loyer (Eramet), Guillaume Lecoeur (SNCF) und vielen anderen.

Durch Plenarsitzungen, Workshops und ein Lösungsdorf werden wir über Produktivität, Ausbildung, Beschäftigung, aber auch über Ethik, Transparenz und Vertrauen sprechen. Denn KI darf nicht von oben aufgezwungen werden. Sie muss sich direkt vor Ort einbringen.

Programm – IA Summit Lille 2025 | Konferenzen & Veranstaltungen KI